Gedanken ein Sprachrohr geben: Poetry Slams begeistern Leipziger Kulturszene

Neben Oper, Gewandhaus und Centraltheater etablieren sich in Leipzig auch kleinere Kunstformen. Dichterwettstreite ziehen jeden Monat mehrere hundert Zuschauer in ihren Bann und sind mittlerweile fester Bestandteil der Leipziger Kulturszene. Neuen Formen und Formaten des literarischen Wortgefechts sind dabei kaum Grenzen gesetzt.

poetry slam

Beim Poetry Slam kommt es auf Inhalt und Performance an (Bild: livelyrix.de)

Junge Disziplin mit großem Anklang

In der Kultur- und Bücherstadt Leipzig findet jede Kunstform eine Nische, in der sie sich entfalten kann. Studenten, Schauspieler, Musiker, Maler und Liebhaber der einzelnen Künste bilden ein geeignetes Publikum für das breitgefächerte künstlerische Angebot. Im literarischen Bereich hat in den letzten Jahren eine Disziplin besonders großen Anklang gefunden: Der Poetry Slam.

Der Begriff Poetry Slam bedeutet soviel wie Dichterwettstreit. Gemeint ist damit ein literarischer Wettbewerb, bei dem selbst gedichtete Texte vorgetragen werden. Die Slam-Poeten müssen ihre Werke in einer vorgegeben Zeit vor einem Publikum performen. Anschließend wird ihr Auftritt bewertet. Dabei spielt sowohl der Inhalt der Texte als auch die Art des Vortrags eine Rolle. Inhaltlich und formal gibt es keinerlei Vorgaben. Der Auftritt dient dem Slamer als Sprachrohr seiner eigenen Gedanken und Gefühle. Die Teilnehmer treten gegeneinander an, was das Publikum zum Mitfiebern animieren soll. Denn am Ende wird der Sieger von den Zuschauern per lautestem Beifall gekürt.

Die erste deutschsprachige Meisterschaft im Poetry Slam fand 1997 in Berlin statt. Leipzig war im Jahr 2005 Austragungsort. Seitdem hat sich eine feste Szene des literarischen Wort-Wettstreits in der Messestadt herausgebildet. Die generations-reflektierenden, gesellschaftskritischen, witzigen oder auch pessimistischen Auftritte haben ein so breites Publikum gefunden, dass verschiedene Slams regelmäßig einmal im Monat stattfinden und oft schon im Vorfeld ausverkauft sind.

Eine literarischen Kunstform mit vielen Gesichtern

Einer der beliebtesten Poetry Slams findet jeden ersten Freitag in der Distillery statt. Zu dem „livelyrix Poetry Slam“ pilgern fast 400 Zuschauer in die Südvorstadt. Den Zuschauern wird ein Wettstreit zwischen bekannten Poeten und bisher unentdeckten Talenten aus Leipzig geboten.

Die Moritzbastei ist ebenfalls monatlicher Austragungsort eines Slams. Beim Song Slam werden die selbstgeschriebenen Texte jedoch nicht gesprochen sondern gesungen vorgetragen und es ist den Künstlern auch erlaubt, ein Instrument mit auf die Bühne zu nehmen. Moderiert wird das Event von Tim Thoelke und Julius Fischer. Letzterer ist eine Koryphäe unter den deutschsprachigen Slam-Poeten und in der Szene sehr bekannt. Außerdem gehört er zu dem Slam-Duo „Team Totale Zerstörung“, das bereits mehrere Zweit- und Erstplatzierungen bei Wettbewerben belegt hat.

Neben Poetry und Song Slam hat sich in Leipzig noch eine weitere Variation herauskristallisiert: Der Science Slam. Junge Wissenschaftler tragen dem Publikum unterhaltsam und spannend ihre Forschungsthemen vor und wollen so zeigen, dass Wissenschaft nicht nur trocken und unverständlich ist.

Höhepunkt in der musikalischen Komödie

Einen Höhepunkt der Leipziger Slam-Szene bildete in den vergangenen Jahren der Poetry Slam in der Musikalischen Komödie (MuKo). Dort treten die besten Slamer Deutschlands gegeneinander an. 2012 wurde das Event von dem sehr unterhaltsamen und bekannten Conférencier Michel Abdollahi moderiert. Ein extra Highlight der Veranstaltung sind die Auftritte einiger Solisten der MuKo.

Neu ab Januar 2013 ist der Westslam im Neuen Schauspiel Leipzig. Das Konzept sieht vor, dass sechs Leipziger Poeten das Publikum mit ihren Wortkreationen überzeugen wollen. Das Programm soll zusätzlich mit einem Show-Teil umrahmt werden, für den ein Star-Slamer der Poetry-Slam-Szene zu Gast ist. Außerdem werden alte Unterhaltungsformate, wie Dalli-Dalli und Knoff-Hoff, wiederbelebt. Das Ganze findet zunächst jeden dritten Donnerstag im Monat statt.

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