Gärtnern in Leipzig zwischen Tradition und Moderne

Egal ob man Entspannung in der Natur sucht oder ökologisch korrektes Gemüse züchten will, in Leipzig findet man von beidem etwas. In jedem Stadtviertel gibt es eine stattliche Anzahl von Kleingartenvereinen, die mit 1.240 Hektar Fläche rund 30 Prozent der Grünflächen in Leipzig ausmachen. Aber auch das urbane Gärtnern auf ehemals brachliegenden Flächen wird in Leipzig immer mehr praktiziert und bietet eine interessante Alternative zum mitunter streng geregelten Ablauf in deutschen Kleingärten.

Schrebergarten (Bild: Schmidt/LTM)

Leipziger Kleingärten als Ruheoase fern von der Großstadt (Bild: Andreas Schmidt/LTM)

Leipzig als Hochburg der Kleingärtner

Leipzig wird auch als die heimliche Hauptstadt der Kleingärten bezeichnet und betrachtet man die Zahlen, trägt sie diesen Titel nicht ohne Grund. Auf rund 510.000 Einwohner kommen circa 32.500 Gärten, aufgeteilt auf 208 Vereine. Das entspricht im Schnitt einem Garten pro 13 Einwohner. Damit belegt Leipzig unangefochten den ersten Platz bei der Kleingartendichte bezogen auf die Einwohnerzahl. Zum Vergleich in Großstädten wie Berlin oder Hamburg gibt es lediglich 2 Gärten pro 100 Einwohner. Viele der Leipziger Kleingartenvereine sind älter als 100 Jahre, der KGV Johannistal 1832 feierte im letzten Jahr sogar sein 180. Jubiläum. Entstanden sind sie zum großen Teil als Ausgleich für mangelnde Grünanlagen in dicht bebauten Stadtvierteln und auch heute noch sind rund 80 Prozent der Kleingärtner Wohnungsmieter.

Gärten locken immer mehr Leipziger ins Grüne

Historische Gartenhäuser im Deutschen Kleingärtnermuseum (Bild: Schmidt/LTM)

Historische Gartenhäuser im Deutschen Kleingärtnermuseum (Bild: Andreas Schmidt/LTM)

Jeder Verein hat im Rahmen des Bundeskleingartengesetzes seine eigenen Toleranzgrenzen, gerade in puncto Bepflanzung oder dem strikten Einhalten der Ruhezeiten. Einige Anlagen sind besonders kinderfreundlich und verfügen über eigene Spielplätze, in anderen ist das Fußballspielen auf den Gemeinschaftsflächen strikt untersagt. Allen gemeinsam ist das rege Vereinsleben, mitsamt Sommerfest und Beratungsstelle zu kleingärtnerischen Sorgen.

Um Gärtnernachwuchs müssen sich die Vereine zum Glück nicht sorgen. Gerade in den letzten Jahren zieht es immer mehr junge Familien in die Gartenanlagen, wo sie biologisch korrektes Gemüse und Obst anbauen. Dennoch gibt es im Gegensatz zu anderen Großstädten, in denen regelrecht Wartelisten für einen Garten existieren, viele freie Parzellen in Leipzig. Wer sich für einen Garten interessiert, nimmt am besten Kontakt mit dem jeweiligen Vorstand auf oder wirft einen Blick in die Schaukästen der Anlagen. Wer sich Sorgen um den passenden Gartenbedarf macht, sollte einen Blick ins Internet mit seinen vielen Shops werfen, wo man bereits für kleines Geld hochwertige Geräte erwerben kann.

Leipzig und die Schrebergärten

Deutsches Kleingärtnermuseum mit angeschlossener Vereinsgaststätte ( Bild: Schmidt/LTM)

Deutsches Kleingärtnermuseum mit angeschlossener Vereinsgaststätte ( Bild: Andreas Schmidt/LTM)

Der Namensgeber der Schrebergärten, der Arzt Moritz Schreber , war ein Bürger Leipzigs. Zu dieser Ehre kam er aber erst nach seinem Tod, als der Lehrer E.I.Hauschild 1864 einen Schulverein gründete, der in erster Linie eine Spielwiese für die Schulkinder bieten sollte. Der sogenannte Schreberplatz wurde ein Jahr später eingeweiht. Gegärtnert wurde hier aber erst auf Initiative eines weiteren Lehrers, der an diesem Platz zunächst zur Beschäftigung der Kinder kleine Beete und Gärten anlegte. Die Verantwortung für diese ging jedoch recht schnell auf die Eltern über. Die Ruheoasen wurden bald von der ganzen Familie genutzt und von den anderen Parzellen mit Zäunen abgegrenzt. 1869 umfasste die Gartenanlage bereits 100 Gärten. Es wurde eine Vereinssatzung verfasst, Lauben und Geräteschuppen gebaut.

Am historischen Platz befindet sich heute der unter Denkmalschutz stehende KGV Dr. Schreber, der 2014 sein 150jähriges Jubiläum feiern wird. Seit 1996 beherbergt das Gelände außerdem das Deutsche Kleingärtnermuseum , in dem über 200 Jahre deutsche Kleingartenkultur anhand von Mustergärten und einer Dauerausstellung, vorgestellt wird. Auch historische Gartenhäuschen haben ihren Weg in die Ausstellung gefunden. Einen großen Spielplatz gibt es im Zentrum der Anlage noch immer.

Initiative für gemeinsames Gärtnern

Urban Gardening nach Vorbildern von Großstädten wie Berlin wird in Leipzig seit einigen Jahren aktiv betrieben. Ungenutzte Flächen in sämtlichen Teilen der Stadt werden so städtebaulich aufgewertet und gleichzeitig umwelttechnisch verbessert. Gegärtnert wird entweder direkt auf dem Brachland oder in mobilen Hochbeeten wie Bäckerkisten, Tetrapacks oder großen Säcken. Dank dieser Mobilität können die Gärten problemlos auf andere Flächen ausweichen, wenn ihnen das Recht auf Zwischennutzung, was es in den meisten Fällen ist, entzogen wird.

  • In den Gemeinschaftsgärten gibt es im Gegensatz zum klassischen Kleingarten meist keinen privaten Besitz, alles wird gemeinschaftlich genutzt und geschaffen.
  • Alle Arbeiten vom Säen, Pflanzen über das Ernten bis hin zur Weiterverarbeitung werden gemeinschaftlich realisiert und geplant. Auch die Gartengeräte werden von allen benutzt.
  • Oftmals gibt es sogar eine große Küche, einen Grillplatz oder Ähnliches, wo das selbst gezogene Obst und Gemüse weiterverarbeitet wird.

Teilweise werden Hühner und Schweine gezogen, Obstbäume gepflanzt und kleine Werkstätten eingerichtet. Für Kinder stehen kleine Spielplätze zur Verfügung und sogar im kulturellen Bereich werden kleine Projekte realisiert.

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